Zertifizierter Sachverständiger für historische Fahrzeuge. International tätig. Seit mehr als 30 Jahren Journalist für alle Themen rund um das Automobil.
Schon mein erstes Wort war „Auto“ – zum Leidwesen meiner Eltern. Aber sie haben sich schnell daran gewöhnt, dass ich jedes Auto in unserem Dorf kannte, und sie waren natürlich auch sehr stolz auf meine Kenntnisse. Ja, das ist inzwischen schon eine Weile her – dennoch war es der frühe Beginn einer Passion, die auch heute noch ungebremst ist.
Bereits in jungen Jahren begann ich, mich für klassische Fahrzeuge zu interessieren. Als ich zufällig in der Ecke einer Werkstatt einen Maserati 3500 GT entdeckte, war ich fasziniert von der Technik und beinahe erschüttert von der Schönheit dieses Autos. Ab diesem Zeitpunkt waren klassische Fahrzeuge für mich noch wichtiger als neue.
Als Redakteur bei auto motor und sport und später beim stern hat mir das sogar geholfen, denn ich konnte die modernen Autos, mit denen ich täglich zu tun hatte, nüchterner betrachten.
Und ich bilde mir zumindest ein, dass meine Urteile und Testergebnisse dadurch ausgewogener waren, und manchmal waren die Geschichten deshalb vielleicht auch ungezwungener und unterhaltsamer.
Es war immer mein Bestreben, Autos und die Automobilindustrie ganzheitlich zu betrachten, international. Wir neigen dazu, nicht über den Tellerrand zu schauen. Es ist natürlich verständlich, dass Journalisten sich besonders gut mit den Gegebenheiten des eigenen Landes auskennen. Deutsche Motorjournalisten haben eine besondere Nähe zur deutschen Industrie, weil sie mit ihr aufwachsen. Bei Franzosen, Italienern oder Briten ist das nicht anders. Doch die wahre Expertise kommt erst dann zum tragen, wenn man in einer Toyota-Fabrik wie Tsutsumi oder Motomachi war und mit eigenen Augen gesehen hat, wie dort Autos gebaut werden. Es ist wie Ballett.
Oder wenn man auf einer Automesse in Peking war. Dann erst begreift man, wieviel Macht hinter dem chinesischen Aufstieg steht.
Und als langjähriges Mitglied der Jury von The Car of the Year wüsste ich ohne den Austausch mit meinen Jury-Kollegen aus 23 Ländern viel weniger über Autos. Dafür, dass ich über 20 Jahre lang Mitglied des Jury-Committees war, acht Jahre lang Generalsekretär und fünf Jahre als ihr Präsident das Vertrauen der Jury geniessen durfte, bin ich sehr dankbar. Im Februar 2024 wurde ich zum Ehrenpräsidenten der Jury ernannt. Das macht mich schon ein bisschen stolz.
Vor einiger Zeit habe ich meine Leidenschaft zum Beruf gemacht. Als zertifizierter Sachverständiger begutachte ich historische Fahrzeuge – für Sammler, Versicherungen, Museen. Und ich schreibe bevorzugt über sie, beispielsweise für die monatlich erscheinende „Motor Klassik“.
Beide Tätigkeiten ergänzen sich übrigens sehr gut. Bei beiden gehört es zu ihrem Wesen, zu recherchieren, sich die Dinge genau anzuschauen und sie zu hinterfragen, bevor man sich hinsetzt und einen Bericht schreibt. Als Gutachter bin ich gesetzlich ebenso zur Gewissenhaftigkeit verpflichtet wie als Journalist.
Klassische Fahrzeuge bedeuten Emotionen – und Liebe kann bekanntlich blind machen. Deshalb ist es umso wichtiger, sich bei der Begutachtung nicht blenden zu lassen und ganz genau hinzuschauen.
Wir alle haben mit Entsetzen den Fall des bekannten Restaurierers Klaus Kienle aufgenommen. Es ist ein schwebendes Verfahren, und es gilt die Unschulds-vermutung, aber die Liebhaberszene ist verunsichert. Was ist ein Original? Und was ist eine Fälschung? Für die Gemeinde der Fans von Oldtimern ist es enorm wichtig, dass das Vertrauen durch absolut seriöse Arbeit garantiert und wiederhergestellt wird. Daran will ich unbedingt mitwirken.
© Alexander Babic
Der stern, für den ich mehr als 20 Jahre gearbeitet habe, ist Gründungsmitglied von The Car of the Year gewesen. Im Jahr 2001 wurde mir der Sitz des stern in der Jury von meinem damaligen Chef Harald Kaiser übertragen. Es war ein Schlüsselerlebnis, denn die Verantwortung und historische Bedeutung von The Car of the Year als Auto-Award für den Verbraucher – das darf ich ohne Übertreibung behaupten – ist beispiellos. Den Preis „Auto des Jahres“ zu gewinnen, ist für alle Automobilhersteller etwas Einzigartiges. Ich fand es von Beginn an faszinierend, dieser Organisation mit ihren Juroren aus 23 Nationen anzugehören. Die Jury ist historisch verankert wie keine andere. Persönlichkeiten wie der Formel 1-Rennfahrer und Le-Mans-Sieger Paul Frère (1917 - 2008) haben ihr angehört. Das empfinde ich als Verpflichtung.
Die Preisverleihung fand jedoch lange Zeit außerhalb der Öffentlichkeit statt. Daher sind wir seit 2012 eine Partnerschaft mit der Geneva International Motor Show eingegangen, um diese Auszeichnung zu überreichen. Das war sehr erfolgreich, auch wenn Corona uns später einen Strich durch die Rechnung gemacht hat. Aber ich persönlich glaube nach wie vor daran, dass Menschen sich auf Messen treffen und austauschen möchten. Im Januar 2023 habe ich das Amt des Jury-Präsidenten an meinen Kollegen Søren Rasmussen aus Dänemark übergeben. Als Anerkennung für meine jahrzehntelange Arbeit für die Organisation wurde ich im Februar 2024 zum Honorary President der Jury ernannt. Es war eine Herausforderung, aber auch eine große Ehre, für diese historisch bedeutsame Organisation arbeiten zu dürfen.
© Ingo Barenschee
Als Liebhaber historischer Fahrzeuge, Gutachter und Journalist kann man einer Leidenschaft hemmungslos fröhnen – dem Sammeln. Sachbücher, Bedienungsanleitungen, Pressemappen, Kataloge, Jahrbücher, Bildbände, einfach alles. Sobald ich eine Anfrage zur Begutachtung eines Fahrzeugs erhalte, begebe ich mich in mein Archiv, um mich einzulesen. Was ich nicht griffbereit habe, besorge ich, und ich telefoniere mein Netzwerk ab. Denn wenn ich als Journalist etwas gelernt habe, dann ist es die Recherche. Man könnte es auch als Sturheit umschreiben.
Kleine Anekdote aus meinem Leben als Redakteur des stern: Ich wollte unbedingt über Autorennen als Breitensport berichten, vor allem über das 24-Stunden-Rennen auf dem Nürburgring, bei dem damals noch mehr Privatteams teilnahmen als heute. Doch die Chefredaktion interessierte sich – wenn überhaupt – nur für die Formel 1. Also machte ich selbst eine Rennlizenz und berichtete aus dem Cockpit. Das fand die Chefredaktion dann doch spannend genug. Der Artikel über den Breitensport wurde gedruckt, und ich fuhr dreimal das 24-Stunden-Rennen mit. Und das Allerwichtigste: Mein Team und ich sind auch jedesmal ins Ziel gekommen, 2003, 2004 und zuletzt 2007. Was damit einhergeht: Man kann mir durchaus auch wertvolle Autos anvertrauen – ich versuche, sie schonend zu bewegen und stets in einem Stück zurückzubringen. Ich habe zahlreiche Fahrtrainings absolviert – und sogar einen Chauffeur-Lehrgang bei Rolls-Royce.
Als Journalist habe ich alle möglichen Artikel verfasst: Fahrberichte und Tests von Neuheiten, Reportagen, Interviews, Marktspiegel, Messeberichte, Auktionsprotokolle....
© Arturo Rivas
Seit ich als Heranwachsender ein Buch* über handgearbeitete Modellautos in die Finger bekommen habe, bin ich ein Verehrer des Großmeisters Michele Conti (1931-1996) und seines Sohnes Maurizio. 2007 habe ich für den stern Maurizio in Turin besucht, doch auch er ist 2011 viel zu früh gestorben.
* Wolfgang Schmarbeck: Modellautos aus eigener Hand, Motorbuch Verlag Stuttgart
Ich bin dabei, ein Netzwerk zu anderen Sammlern und Fans dieser wunderbaren Kunstwerke aufzubauen, um eine Ausstellung zu organisieren.
Also: Conti-Sammler, bitte melden!
© Jürgen Gebhardt
© Jürgen Gebhardt
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